Autor: Julia Neussl

G’schichtl vom Wirtshaus

WOHNEN & ESSEN bei Ilse bedeutet gemütlich, bodenständig und heimelig. Ihre Küche ist regional verwurzelt. Alles kommt frisch auf den Teller, schmackhaft und gut.

Ilse’s Begeisterung für das alte Haus ist ihr Antrieb. Leidenschaftlich anders werkt sie hier nach ihrem eigenen Gutdünken. Die Eberhard Wirtin mag Menschen, gutes Essen, gutes Trinken und sie liebt es Feste zu feiern. Ihre gute Küche kann man nicht nur im Gasthof genießen, sondern gibt es das eine oder andere Schmankerl auch eingekocht im Glas, zuhause für den Vorratsschrank.

Den Gasthof Eberhard in St. Michael möchte man fast schon ehrwürdig nennen, besteht das Haus bereits 1505 als „Steinhaus zu St. Michael, offensichtlich als Labstation auf den alten Salzwegen gebaut. St. Michael ist eine der ältesten Siedlungen und auch Kirchgründungen in der Steiermark. 1645 wurde das Tafernen Recht verliehen und auch die Eintragung in das Gösser Register vorgenommen. Am 25. Mai 1885 hat Johann Eberhard das Haus erworben, um als „gstandener Mann“ im September des gleichen Jahres Marie Blemenschitz ehelichen zu dürfen. Er hat im Haus – in der heutigen Speis & dem KinderWC eine Fleischhauerei betrieben. Außerdem gab’s im Hof eine Tischlerwerkstatt.

Marie Eberhard hat dann so richtig mit dem Wirtshausbetrieb begonnen. Das jetztige Hoftor war früher das Eingangstor vorne am Dorfplatz – hinten war eine Mauer mit einem kleinen gut versperrbaren Durchgang und ganz hinten war der Stall für Kühe, Schweine, Hühner und Gänse und da wo heute der Frühstücksraum ist, war der Ross-Stall. Pferde, Kühe, Kutschen – alles ging durchs Vorhaus, vorne durch das Tor herein in den Innenhof. Erst Ilse’s Eltern haben das in den 60er Jahren geändert, weil sie ins Vorhaus die heutige Schank einbauen wollten.

Ilse’s Urgroßeltern hatten 13 Kinder – wovon 5 überlebt haben: Cäcilia (Lia), Johanna (Hanni), Josef (Sepp), Maria (Mutz) und Ludmilla (Milla). Sepp war der Hoferbe – ein charmanter fescher Bursch, Sänger & Tänzer von Beruf Elektriker. Damit er auf keine dummen Gedanken kommt wurde er mit einer guten Partie verheiratet – der Tochter von einem großen Bauern, die dann auch „Holz“ mit gebracht hat in die Ehe. Nachdem der Urgroßvater recht bald verstorben ist und Sepp in den ersten Weltkrieg ziehen musste, hat die „Weiberwirtschaft“ so richtig begonnen.

Die Schwestern von Ilse’s Großvater waren auch noch im Haus. Ilse’s Großmutter Hedwig hat die erste Heizung einbauen lassen und auch das erste Bad – damals konnte man zum Eberhard gegen Entgeld kommen und ein Bad nehmen – fast so wie früher im Wiener Tröpferlbad. Außerdem hat Hedwig mit den Gästezimmern begonnen und hat auch dort Wasser einleiten lassen. Gebaut wurde im Haus fast jedes Jahr, irgendeinen Grund den Schremmhammer laufen zu lassen gab’s immer.

Ilse’s Großvater Sepp, von beiden Weltkriegen retour, hat an der Montanuni Leoben als Elektriker gearbeitet und zusätzlich auch in St. Michael – also war Haus & Hof wieder Frauensache. Die Männer waren auch immer bei der Feuerwehr – Ilse’s Urgroßvater war Gründungskommandant und Großvater Sepp als Offizier aus den Weltkriegen war zwischendurch immer wieder Kommandant und auch ein ziemlicher Revolutionär, einiges an Neuerungen eingebracht hat.

Im ersten Stock des Gasthofes, wo jetzt die Zimmer sind, gab es einen großen Tanzsaal und Hochzeiten, Beerdigungen und die Feste haben grundsätlich hier stattgefunden. Vor allem für die Feste hatte Ilse’s Großvater praktisch veranlagt, auch einen großen Schlauch verlegt. Wenn die berühmten Wirtshausraufereien stattgefunden haben (und bei den Tanzerein waren ja immer die Holzknechte aus den Tälern Lainsach & Preßnitz, da und da hats dann immer wieder mal gekracht…) hat er sie einfach mit dem Wasserschlauch runter und beim Haustor rausgespritzt.

Sepp & Hedwig hatten nur eine Tochter, Ilse’s Mutter Inge. Inge hatte dann das Vorhaus umbauen lassen, das Hoftor nach hinten zum Hof versetzt, sodass die Kühe nicht mehr durch Vorhaus in Hof & Stall gehen musste.

Ilse’s Großvater war derjenige, der IMMER für die Kinder Zeit hatte. Oma hat gearbeitet und Opa hat die Arbeit stehen lassen und den Kindern Geschichten erzählt. Er erfüllte sich auch seinen Traum und hat gemeinsam mit seinem Nachbarn Carl Perisutti in St. Michael ein Kino erbaut. Carl hat die geführt und Opa Sepp hat Filme vorgeführt Inge hat am Kino Buffet gearbeitet, wo sie dann auch ihren späteren Mann Otto Mohri kennen gelernt hat. Ilse’s Vater Otto war Lokführer und hat sich auch mit Begeisterung ins Wirtshaus eingebracht.

Semmelknödeln vom Eberhard

  • 150 g Weißbrot (ca 3 Semmeln) würfelig geschnitten
  • 40g Fett
  • 1 Zwiebel fein gehackt
  • Petersilie
  • 1/8 l Milch
  • 1-2 Eier
  • etwas Mehl
  • Salz

Butter zergehen lassen und Zwiebel anschwitzen – Petersilie dazu. Trockenes Weißbrot mit Salz würzen. Alle Zutaten miteinander vermengen – Mehl erst ganz zum Schluß je nach Konsistenz dazu. Die Masse nicht zu stark verkneten – die Knödel sollen ja möglichst locker bleiben! ca 1/2 Stunde rasten lassen, dann Knödel formen und in Salzwasser einkochen.

Tip: ohne Mehl, dafür  ein bisserl Obers dazu und in einem feuchten Tuch fest einschlagen und zu einer Rolle binden – genauso im Wasser kochen: genau so wirds eine perfekte flaumige Semmelrolle…

Bruni’s Spätzle

  • 4 Eier
  • Mehl soviel das Ei aufnimmt
  • Salz

Die Eier mit dem Schneebesen aufrühren und dann das Mehl mit dem Kochlöffel unterrühren bzw. schlagen. Ein Brett nass machen, Spätzleteig draufgeben und dann mit dem Messerrücken dünne Streifen ins kochende gesalzene Waser „schupfen“. Warten bis die Spätzle aufsteigen, abschöpfen & im kalten Wasser abschrecken.

PSST: Spätzle in ein bisserl heißer Butter schwenken & frische Petersilie dazu – mit einem Klecks Sauerrahm – so passts am besten zu meinem Kalbsrahmgulasch

Ilse’s Bratl

  • ca 2,5 kg Junger Schopf (mit Schwarte)
  • Knoblauch, Kümmel, Salz, Pfeffer, Lorbeerblattl

Große Pfanne mit ca 2 cm Wasser zum Kochen bringen. Den Schweinsbraten mit der Schwartenseite ca 10 Minuten kochen, danach die Schwarte würfelig in ca 7mm Abständen einschneiden. Gut mit Salz, Pfeffer, Kümmel und gepresstem Knoblauch einwürzen und bei max. 110°C Ober/Unterhitze mit einer „Rein“ ins Backrohr. Ein bisserl aufgießen und im Verlauf von ca 5 Stunden das Brat’l immer wieder übergießen. Bei einer Kerntemperatur von 78°C das ‚Brat’l bis auf die Schwarte mit Alufolie einpacken. Das Rohr auf 220°C aufheizen und die Schwarte „rösten“ bis sie nur mehr aus Krustl’n besteht. In dieser Zeit (ca 20 Minuten) immer wieder aufgießen, da sonst der Bratensaft verbrennt.

Friaul-Trip

… ab und zu gönn‘ ich mir eine kurze Auszeit… und da liegts nahe die guten Freunde im Friaul zu besuchen! Diesesmal haben wir uns wieder ein bisserl durchverkostet und sind mit hervorragendem Friulano von Maura & Gabriele aus Prepotto heimgekommen! Schau‘ doch einfach selber auch einmal vorbei.

www.collidipoianis.it

Polenta á la Ilse

Einen ganz festen Sterz kochen:

  • 1/8 l Milch & 1/8 l Wasser
  • 1kg Polenta
  • 2 Eier
  • 2 TL Salz
  • 5 EL Petersilie
  • 1 EL Butter

Flüssigkeit mit Butter & Salz zum Kochen bringen, Polenta einkochen und zugedeckt quellen lassen. Auskühlen und Ei & gehackte Petersilie unterrühren. Knödel formen und in Wasser 10 min kochen.

Schupfnudeln

  • 400g Erdäpfel gekocht & gepresst
  • 100g Weizenmehl
  • 50g Weizengrieß
  • 1 Ei, Salz, Muskat

Alle Zutaten schnell zu einem relativ festen Teig verarbeiten, zu einer dünnen Rolle formen & mit einer Teigkarte ca 3cm große Stücke abstechen. Mit der hohlen Hand Nudeln „schupfen“ (formen). In Salzwasser ca 12 Minuten ziehen lassen  & dann in zerlassener Butter anbraten.

 

PSST: derselbe Teig funktioniert auch für Gnocchi!